FUAL Fédération des Unions d'Apiculteurs du Grand-Duché de Luxembourg

Varroaresistenzucht in Luxemburg
Von Paul Jungels
Basierend auf den Erfahrungen in unserer Berufsimkerei wurde das Zuchtprogramm mit dem Namen „FUAL Zuchtprogramm Varroatoleranz“ 2002 unter der damaligen Präsidentschaft von Johny Bertemes für die Rassen Buckfast und Carnica initiiert.  Zuerst verpaarten wir ausschließlich Völker, in denen sich die Milben wenig vermehrten. Um die gleiche Zeit publizierten mehrere US-amerikanische Forscher schrittweise Ergebnisse, nach denen hauptsächlich Hygienemerkmale im Bienenvolk zu verbesserter Varroaresistenz beitragen. Schrittweise integrier(t)en wir neue Erkenntnisse in die Arbeitsweise. Der Begriff Varroatoleranz, der ein eher undefiniertes Zusammenleben von Wirt und Parasit zu beschreiben versuchte, war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr sinnvoll: wenn Bienen die Varroa als Eindringling erkennen und aktiv dagegen vorgehen durch Öffnen und Ausräumen der befallenen Zellen, muss man von Widerstand, also von Resistenz sprechen. Da diese Hygienemerkmale genetisch bedingt, aber in den westeuropäischen Bienenpopulationen nur sehr spärlich ausgeprägt sind und zudem rezessiv vererben, bedarf es einer intensiven „Filtertechnik“ um sie ohne enorme Völkerverluste in Kauf nehmen zu müssen, zu erschließen.
Filtertechnik heißt in diesem Fall: Besamung von Nachzuchtköniginnen aus Völkern, in welchen sich die Milben weniger schnell vermehren mit dem Sperma von nur einem Drohn aus ebensolchen Völkern, anschließend infizieren und Auszählen der Brut. Dies über etliche Generationen bei intensiver Verpaarung derjenigen Völker mit Zuchtfortschritt untereinander, um Reinerbigkeit in den begehrten Merkmalen zu erzielen. Diese Arbeitsweisen von John HARBO, USA, sind inzwischen Standard.  Sie wurden ab 2014 in unserer Imkerei zusammen mit ARISTA BEE RESEARCH erprobt und verfeinert und umfassen auch alle unbekannten Resistenzmerkmale, nicht nur VSH oder SMR. Zudem besteht die Möglichkeit, über den Weg der Kombinationszucht neu erkannte Merkmale zu integrieren.
Derartige Programme sind nicht nur arbeitsintensiv sondern sie sind mit wesentlichen direkten Kosten für die teilnehmenden Züchter verbunden. Ab 2016 wurden die direkten Kosten teils mit öffentlichen Geldern und teils mithilfe eines Sponsors, für insgesamt 6 Jahre in einem Programm für alle Luxemburger Zuchtgruppen übernommen.

Ergebnisse
Bei der Rasse Carnica wurden in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Wir hoffen in den nächsten Jahren auf einen ähnlichen Durchbruch wie wir ihn bei der Rasse Buckfast erreicht haben: Mehrere Linien der Buckfast müssen bereits nicht mehr behandelt werden und es gibt ohne Behandeln kaum noch varroabedingte Verluste, worauf es ankommt.
Die Ergebnisse wurden ausführlich in der „Beienzeitung“ 1/2022 und 11/2023 veröffentlicht. Das Programm wird „open source“ geführt. Alle Imker können auf entsprechende Begattungsständen und durch Handbesamungsaktionen die Ergebnisse nutzen. Auf diese Weise wird die Resistenz-Genetik in die Breite getragen und wird alle Imker erreichen. Diese Intensivierung ist die Voraussetzung, damit eine natürliche Parasit-Wirt Anpassung in der Landespopulation beginnen kann.  Ein ähnlicher Prozess wie bei der Sanftmut ist im nächsten Jahrzehnt zu erwarten, sofern die Programme weitergeführt werden können und sofern die Imker bereit sind die Varroabehandlungen zuerst zu reduzieren um sie dann ganz einzustellen, wie es in Luxemburg etliche Imker bereits praktizieren.

Weitere Informationen unter: www.apis.lu