Varroabefall messen – eine Übersicht
Verfasst von Erich Larcher
Übersicht Messmethoden des Befalls
Eine Erläuterung der Methoden findet ihr weiter unten.
- Bodenschieber, Bodeneinlage / Stockwinde
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/gem%C3%BClldiagnose_fzbienen2012.pdf
- CO2 Methode
https://de.varroa-easycheck.com/
- Test von Ralph Büchler
https://media.repro-mayr.de/86/641286.pdf
- Auswaschmethode
Eine sehr effiziente und gute Methode. Nachteile: Zeitaufwendig + Bienen abtöten
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/auswaschprobe_fzbienen2012.pdf
https://bienen.ch/wp-content/uploads/2022/11/1.5.3_auswaschmethode.pdf
- Puderzuckermethode
Sehr sicher und gute Methode. Nachteile bei feuchten Wetter nicht machbar
Schadschwellen der Varroa-Belastung Sommer & Herbst
(pro 100 Bienen bzw. in %)
Referenztabelle für die Alkohol – und Seife-Auswaschmethode
!!! Bitte beachten: Bei Virussymptomen oder schwachen Völkern sind auch geringere Prozentwerte bereits besorgniserregend. |
||
Monat |
Akzeptierte Grenze (max%) |
Behandlungsempfehlung |
Mai |
max. 2–3 % |
Überwachung starten |
Juni |
max. 3 % |
Mögliche Behandlung bei schnellem Anstieg |
Juli |
max. 4–6 % |
Bis zu 6 % noch akzeptabel in gesundem Volk |
August |
max. 3–4 % |
Überwinterung der Bienen, gewünschte Reduzierung |
September |
max. 1–2 % |
Unter 2 % ist für die Überwinterung entscheidend |
Oktober |
max. 1 % |
Zu spät für intensive Behandlung |
Was bedeuten diese Prozentzahlen?
- 2 % Befall = 2 Milben pro 100 Bienen
- Wenn du z. B. 300 Bienen untersuchst → ab 6 Milben im Sommer sollte behandelt werden
- Im Herbst liegt die Schwelle niedriger, weil die Winterbienen vor Varroaschäden geschützt werden müssen
Quellen: wissenschaftlich & praxisorientiert
- Rosenkranz, A., Aumeier, P., Ziegelmann, B. (2010)
➤ Biology and control of Varroa destructor – Journal of Invertebrate Pathology
➤ Empfohlene Schadschwelle: 2–3 % Befall im Sommer – darüber wird eine Behandlung dringend empfohlen. - Apidologie-Leitfäden (Frankreich & Deutschland)
➤ Empfehlungen u.a. vom IFAB, Bieneninstitut Kirchhain, LAVES Celle
➤ Schadschwellen:- >10 Milben pro Tag auf der Bodeneinlage im Juli gelten als kritisch
- >1–2 % bei Auswaschmethoden (Alkohol oder Seifenlösung) → Behandlungsbedarf
- COLOSS Beekeeper Surveys & VSH-Netzwerk Europa
➤ Internationale Empfehlungen zur Varroaüberwachung - Friedrich-Loeffler-Institut & Deutscher Imkerbund (D.I.B.)
➤ Studien zu Wirksamkeit und Anwendung zugelassener Kontrollmethoden - FASNK Belgien & Prof. J. De Graaf – Universität Gent
➤ Praktisch validierte Schwellenwerte für die Belgische und Flämische Imkerei
Befallsmessung: Übersicht
1. Bodenschieber
Vorteile: Diese Methode kann jeder umsetzen, sie gibt einen guten Eindruck von der Varroabefallsentwicklung, wenn regelmäßig gemessen wird.
Nachteile: ist etwas weniger genau, kann jedoch mit der Puderzuckertest in Fall von Zweifel vervollständigt werden.
Um abschätzen zu können, wie hoch der Varroabefall eines Bienenvolkes ist, können die natürlicherweise sterbenden Milben (= „natürlicher Totenfall“) aufgefangen und gezählt werden. Die Gemülldiagnose mit dem Bodenschieber ist einfach und kann ohne Störung des Bienenvolks durchgeführt werden. Dafür wird für einige Tage ein Bodenschieber unter das Bienenvolk geschoben und anschließend die toten Milben gezählt.
Damit Ameisen oder andere Tiere. die toten Milben nicht wegtragen und das Ergebnis verfälschen, sollte der Bodenschieber unbedingt mit Öl eingestrichen werden. Dafür hat sich biologisch abbaubares Sägeketten-Haftöl (auf Pflanzenbasis) bewährt, weil es gleichmäßig am Bodenschieber haftet, später leicht zu entfernen und abbaubar ist.
Benötigte Materialien: Bodenschieber, Gefäß mit (Bio Kettensägen-)Öl, Farbrolle, Abzieher.
Wann und wie lange soll der Bodenschieber unter dem Bienenvolk bleiben?
Ab Ende Juni solltest du mindestens einmal im Monat einen Bodenschieber eingesetzt werden. Aussagekräftige Ergebnisse sind nur zu erzielen, wenn diese Methode nur bei Völkern mit normaler Brutaktivität durchgeführt wird. Bitte beachte: Künstliche oder natürliche Brutpausen verändern den natürlichen Totenfall enorm! Bis zu drei Wochen nach einer Varroabehandlung ist ein z. T. deutlich erhöhter Totenfall zu beobachten!- Juni bis Oktober: einmal monatlich für drei Tage
- November und Dezember: jeweils fünf bis sieben Tage
Was braucht man dafür?
- Beute mit Gitterboden (möglichst vollflächiges Gitter ohne Stege, auf denen die toten Milben liegen bleiben könnten)
- Bodenschieber (möglichst hell und glatt, leicht zu reinigen; ein aufgemaltes Raster erleichtert das Zählen der Milben
- Biologisch abbaubares Sägeketten-Haftöl (auf pflanzlicher Basis)
- Schaumstoff-Farbroller, Gefäß
- Wischer (Abb. 4, z.B. aus dem Baumarkt, Sanitärabteilung), Papierhandtücher, um Ölreste zu entfernen
Wie wird die Methode angewendet?
Das Sägeketten-Haftöl mit der Farbrolle gleichmäßig auf den Bodenschieber auftragen (Abb. 5). Dann den geölten Bodenschieber unter den Gitterboden schieben. Nach 3 bis 7 Tagen, je nach Jahreszeit, die toten (dunklen) Varroamilben auf dem Schieber zählen. Nach der Zählung das Öl mit dem Wischer abziehen.
Auswertung
Die Anzahl der gezählten Varroamilben durch die Anzahl der Tage teilen, welche die Bodeneinlage unter dem Gitterboden war. Beispiel: Im Juni wurde der Bodenschieber für 3 Tage eingeschoben und es waren am Ende 15 Milben zu finden.
Rechnung 15 : 3 = 5
Dies ergibt einen durchschnittlichen natürlichen Totenfall von 5 Milben pro Tag.
Was bedeutet das?
Die Schadschwelle definiert sich folgendermaßen: Die Zahl der Varroamilben, die ein Bienenvolk aushaltenkann, ohne deutlichen Schaden zu nehmen, ändert sich im Laufe des Jahres, abhängig von der Anzahl der Arbeiterinnen und Brutzellen. Ist die Schadschwelle überschritten (Tabelle 2), sollte je nach Jahreszeit zumnächstmöglichen Zeitpunkt eine Behandlung erfolgen.
Vorteile: Wird diese Diagnosemethode richtig durchgeführt, bietet sie viele Vorteile:
- Einfache und schnelle Handhabung
- Keine Störung des Volkes
- Hinreichend genaue Befallseinschätzung
- Wenig Material nötig
- Jederzeit durchführbar, auch in den Wintermonaten
Nachteil
- Bei ungeeigneten Materialien oder falscher Durchführung werden unter Umständen nicht alle toten Milben erfasst und die Zählung wird ungenau.
Was beeinträchtigt die Zählung?
- Ungeeigneter Boden, z.B. Gitterböden, Stege, breite Ränder, u.ä. (die Maschen-weite des Gitters sollte 2,5 bis 3 mm weit sein. Lochblech ist ungeeignet, weil zu viele Milben auf den Blechrändern liegen bleiben)
- Ungeeignetes Öl (z.B. Speiseöle, die sich zusammenziehen und ungleichmäßige „Öl-Pfützen“ bilden und sich später schlecht abwischen lassen)
- zu niedriger Bock oder zu hohes Gras (Tiere wie Ameisen und Ohrwürmer krabbeln leicht und in großer Zahl auf die Bodeneinlage und fressen dort Milben).
- Bei Verwendung eines hohen Beutenbodens sollte Wildbau bzw. eine eingelegte Bausperre entfernt werden, da sich hier viele tote Milben verfangen könnten
Eine Videoanleitung für diese Methode findest du hier auf YouTube.
2. CO2-Methode
Auswertung: Der Befall wird in Milben pro 100 Bienen angegeben (%).
Vorteile: Schnell, keine chemischen Rückstände, Bienen überleben in der Regel.
Nachteile: Kann ungenau sein, wenn Milben fest an den Bienen haften bleiben; nicht geeignet für stark geschwächte Völker.
Wie wird diese Methode angewendet?
Entnehme ca. 200 Bienen (25g) aus dem Brutraum (vermeide, die Königin mitzunehmen) und gebe die Bienen in den Tester.
Hierzu eine gut besetzte unbebrütete Randwabe aus dem oberen Brutraum entnehmen und die Bienen auf die Deckelfolie abkehren. Die Deckelfolie dann in der Mitte knicken und so die Bienen zügig in den Zählbecher geben. Die roten Ringe dienen hier als Hilfe und zeigen die nötige ‚Füllhöhe‘ an. Nach Erreichen der Füllhöhe den Becher zügig schließen.
Nun betäubst du die eingefangenen Bienen und Milben mit CO2-Gas. Hierzu benutzt du die Tülle des CO2-Spenders und füllst CO2 durch das kleine Loch im Zylinder ein. Spare nicht zu sehr an CO2- es schadet den Bienen nicht und es dauert etwas länger bis die Milben alle betäubt sind!
Nach 10-20 Sekunden schüttelst den Varroa Zähler leicht für etwa 10 Sekunden Den Bienen wird hierbei kein Schaden zugefügt. Wenn Varroamilben vorhanden sind, fallen diese beim Schütteln durch das Gitter. Durch das Zählen der Milben kann der Varroabefall ermittelt werden.
Varroa-Tester: Test von Ralph Büchler: https://media.repro-mayr.de/86/641286.pdf
3. Auswaschmethode mit Alkohol
Auswertung: Der Befall wird in Milben pro 100 Bienen angegeben (z. B. 3 Milben bei 300 Bienen = 1 % Befall).
Vorteile: Sehr genau und zuverlässig, auch bei niedrigem Befallsgrad.
Nachteile: Die Bienen werden getötet, daher nicht für schwache Völker geeignet.
Die Alkohol-Auswaschmethode (Alcohol Wash) ist eine zuverlässige Methode zur Bestimmung des Varroabefalls bei Honigbienen.
Ziel: Genaue Ermittlung des Befallsgrades mit Varroamilben.
Wie wird diese Methode angewendet?
- Etwa 300 Bienen (ca. eine halbe Tasse) werden aus dem Brutraum entnommen.
- Die Bienen werden in ein Gefäß mit Alkohol (z. Spiritus oder Isopropanol) gegeben, was sie abtötet.
- Das Gefäß wird geschüttelt, wodurch die Milben von den Bienen gelöst werden.
- Die Milben werden durch ein Sieb vom Alkohol getrennt und gezählt.
Diese Methode gilt als Goldstandard zur Befallsdiagnose und eignet sich besonders für entscheidungsrelevante Kontrollen zur Varroabekämpfung.
https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/bienen/dateien/auswaschprobe_fzbienen2012.pdf
https://bienen.ch/wp-content/uploads/2022/11/1.5.3_auswaschmethode.pdf
4. Puderzuckermethode
Die Puderzucker-Methode ist eine gängige, nicht bienenfreundliche Methode zur Bestimmung des Varroabefalls bei Honigbienen.
Bewertung: Der Befall wird in Milben pro 100 Bienen berechnet (%).
Vorteile: Keine toten Bienen, einfache Durchführung, keine Chemikalien.
Nachteile: Weniger genau als die Alkohol-Auswaschmethode, abhängig von richtiger Anwendung und Witterung (trockenes Wetter erforderlich).
Ziel: Ermittlung des Varroabefalls, ohne die Bienen zu töten.
Ablauf:
- Etwa 300 Bienen (ca. eine halbe Tasse) werden aus dem Brutraum entnommen.
- Sie kommen in ein Behältnis mit Puderzucker.
- Durch Schütteln verteilt sich der Zucker auf den Bienen, wodurch sich Varroamilben von der Biene lösen.
- Der Zucker mit den abgefallenen Milben wird durch ein Sieb ausgeschüttelt und die Milben gezählt.
- Die Bienen können danach lebend zurück ins Volk gegeben werden.
Die Puderzuckermethode eignet sich gut für regelmäßige, schonende Kontrollen während der Saison.
Institut Kirchhain Video:
https://www.youtube.com/watch?v=-ZQmm78nMnE&t=139s