Stellungnahme von Züchter Paul Jungels

Stellungnahme

Der Züchter Paul Jungels reagiert mit folgendem Schreiben auf den Artikel "Auf dem Weg zur Varroaresistenz", erschienen im Deutschen Bienenjournal 7/2023.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Bienenjournals.

"Widerspruch
Im Artikel lese ich mit Verwunderung: „Wenn man beispielsweise Königinnen vom Züchter Paul Jungels verteilt, werden die Leute zwar einen deutlichen Unterschied zu ihren eigenen
Weiseln sehen, aber die Volker würden ohne Behandlung trotzdem zusammenbrechen, wenn man die Betriebsweise nicht umstellt.“
Das ist falsch: Varroaresistenz, wie ich sie verstehe und wie sie heute in unseren Bienen genetisch verankert ist, hat mit der Betriebsweise nichts zu tun! Würde man im Herbst 2023 alle 1,2 Millionen Bienenvölker in Deutschland auf solche resistenten Linien umweiseln, könnte man sich ab 2024 ganz ohne Extra-Betriebsweise jede weitere varroareduzierende Maßnahme ersparen. Dies würde bedeuten: Kein Drohnenbrut-Schneiden, kein Käfigen von Königinnen, keine Brutentnahme, keine Ameisensäure-Behandlung, keine chemische Behandlung, keine Restentmilbung. Es würde keine varroabedingten Zusammenbrüche mehr geben.
Ich weiß, dass dies eine Fiktion ist, die nicht einmal ansatzweise meiner Denkweise entspricht, daher im Detail erklärt: Weiselt man ein noch intaktes, aber vermilbtes Bienenvolk mit einer Königin einer resistenten Linie um, so wird sich die Milbenpopulation in diesem Volk innerhalb weniger Bienengenerationen derart verringern, dass keine Behandlung mehr nötig sein wird. Ganz unabhängig von der Region, in der das Volk steht, und ebenfalls unabhängig von allen Nachbarvölkern. Wirklich resistente Völker dulden keine Milben in der älteren Brut, und das ist der Punkt: Diese bleibt gesund, das Volk wird leben, und die Milben werden weniger. Das habe ich hundertfach versucht und beobachtet. Viele Luxemburger Imker ziehen inzwischen mit und haben ohne Behandlung keine varroabedingten Verluste.
Inzwischen sind großflächige Versuche im Ausland gestartet. Wo noch zu viele Milben im August sind, muss behandelt werden – keine Frage. Sämtliche betriebstechnischen Maßnahmen und unnützen Behandlungen verwässern aber die Möglichkeiten der Auslese und ziehen die flächendeckende Etablierung resistenter Bienen in die Länge. Das haben die vergangenen 40 Jahre hinreichend bewiesen."

Paul Jungels, Brandenburg (LUX)
DBJ 9/2023, Seite 61

von Social Media Team

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