Arbeitstagung in Veitshöchheim
Arbeitstagung in Veitshöchheim
Am 11. und 12. März 2023 fand am Institut für Bienenkunde und Imkerei der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim die initiale Arbeitstagung Varroaresistenz 2033 statt. Diese Veranstaltung war ein absolutes Novum, trafen doch erstmals Vertreter der Imkerverbände, Institute und in der Varroaresistenzzucht engagierte Imker aus allen Lagern aufeinander, um gemeinsam Konzepte und Strategien für die behandlungsfreie Imkerei zu entwickeln. DIB-Präsident Torsten Ellmann beendete die Veranstaltung mit beflügelnden Schlussworten und ermutigte die Teilnehmer, den begonnenen Weg fortzusetzen. Eine große Tagung zu dem Projekt „Varroaresistenz 2033 – Varroa 2033“ soll jährlich bis zum Erreichen des Ziels stattfinden. Die nächste Tagung findet im Januar 2024 in Dresden satt.
Kommentare von Teilnehmern der Varroaresistenztagung in Veitshöchheim:
Torsten Ellmann, Präsident des DIB e.V.
Ich glaube, das war richtig guter Auftakt. Es war wichtig, dass wir miteinander reden, Ziele und Arbeitsgruppen definieren und uns auf eine Vorgehensweise einigen. Das Miteinander vom Buckfast, Carnica, Dunkler Biene und die Einbeziehung aller Gruppen, zusammen mit der Wissenschaft und der Arista, besser kann das gar nicht sein. Es ist ein wichtiger Punkt, dass wir alle zusammen gesagt haben, wir haben ein gemeinsames Ziel, eine Vision. Insofern kann man das durchaus als einen historischen Moment bezeichnen.
Paul Jungels, Pionier der Varroaresistenzzüchtung
Da ja erstaunlich viele begeisterte Leute da sind, muss man die Gunst der Stunde nutzen, die Euphorie in Aktivitäten umzusetzen. Man sollte nicht zu weit vorausschauen, sondern die schon existierenden, erfolgreichen Verfahren nutzen, um anschließende weitergehende genetische Untersuchungen zu ermöglichen, die ja zuerst einmal klassisch erarbeitete Datensätze benötigen. Die breite Basis der Imker ist ja bereit, einen Beitrag zur Resistenzzucht zu leisten und wie es jetzt hier erscheint, sind die Verbände inzwischen bereit, dem Rechnung zu tragen.
BartJan Fernhout, Arista Bee Research
Es war ein großartiger Tag, geradezu ein historischer Tag! Alle Verbände und Gruppierungen sind anwesend und sich einig, mit der Resistenzzucht konkret zu beginnen. Der erste Schritt dieses Ziel zu erreichen ist, einen Konsens zwischen den verschiedenen Gruppen herzustellen und die Aufgaben entsprechend zu verteilen. Die gesetzte Projektlaufzeit ist sehr ambitioniert, aber wenn wir 20 Jahre angesetzt hätten, wäre die Dynamik nicht angemessen genug für dieses Ziel. Der Zug ist ja schon am Rollen, wir brauchen nur viel mehr Waggons. Dieses Ziel kann nur mit Teamwork erreicht werden.
Jürgen Binder, Leiter Armbruster Imkerschule
Das Projekt ist super angelaufen. Wir haben von den Pionieren und den Projektgruppen der Resistenzzüchtung gehört, dass die Selektion auf dieses Merkmal möglich ist und die Methoden dafür bereits etabliert sind. Die Verbände werden die Aufgabe haben, über MultiplikatorInnen, Schulungen für die breite Imkerschaft zu entwickeln, damit dieses Projekt verwirklicht werden kann. Wir Imker haben den Vorteil, dass wir medikamentenfrei und mit weniger Völkerverlusten imkern können. Als Zwischenschritt auf dem Weg dahin werden biotechnische Methoden steigenden Medikamenteneinsatz reduzieren und den Imkern Sicherheit geben.
Dr. Marina Meixner, Leiterin Bieneninstitut Kirchhain
Es ist wunderbar, dass sich hier die Verbände, die Züchter, die Imker zusammen auf den Weg machen und das Ziel in den Blick nehmen. Wie der Weg genau aussehen wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Es geht erst mal darum, Etappenziele zu definieren und die drei Arbeitsfelder weiter zu entwickeln, um das Ganze dann erfolgreich zusammenzuführen. Die Rolle der Institute in Deutschland kann es sein, zu allen drei Themenfeldern wissenschaftliche Beiträge beizutragen.
Annette Seehaus-Arnold, Präsidentin des DBIB
Der Anfang ist gemacht. Schön, dass wir alle wieder zusammen gefunden haben. Es war wichtig, miteinander zu reden, zu diskutieren und Ziele zu definieren. Der DBIB kann bei seinen Tagungen das entstehende Wissen in die Breite tragen und damit dieses Projekt mit unterstützen.
Gerhard Kottek, Koordinator des Projekts bei der GdeB e.V.
Auf der Arbeitstagung Varroaresistenz 2033 konnte ich vortragen wie auf Basis der Erfahrungen im Projekt SEtBie ein 10-jähriges Zuchtprogramm mit Leistungsprüfung aussehen kann. Mir sind einige übereinstimmenden Aussagen der Vortragenden und auch vieler Teilnehmer aufgefallen. Mein Eindruck ist, dass in den wesentlichen Punkten zur Etablierung einer behandlungsfreien Imkerei große Übereinstimmung besteht. Entsprechend habe ich eine positive Aufbruchstimmung wahrgenommen. Ich bin sehr gespannt wie wir weiter vorankommen und möchte mich gern weiterhin engagieren.
Stefan Luff, Zuchtkoordinator LV Buckfastimker Bayern e.V. und Moderator der AG „Weiterentwicklung der Resistenzzucht“
Auf der von Tino Lorz vom Vorstand der GdeB organisierten, innovativen Arbeitstagung war ich sehr gerne als einer der Moderatoren im Workshop „Weiterentwicklung der Resistenzzucht“ mit dabei. Es war für mich eine sehr gelungene Veranstaltung. Schon seit einigen Jahren arbeiten wir in unserem Landesverband an der Züchtung einer varroaresistenten Buckfastbiene und konnten daher unsere Erfahrungen einbringen. Die Allianz aus Zuchtorganisationen, Imkerverbänden und Wissenschaftlern hat sich dem ehrgeizigen Ziel der Varroaresistenz bis zum Jahr 2033 verschrieben und die Bausteine der Zusammenarbeit dafür auf den Weg gebracht. Die ersten Ergebnisse der moderierten Workshops können sich sehen lassen. Sie zeugen von dem Willen, die gesteckten Resistenzziele mit Schwung, Elan und viel Enthusiasmus aller Beteiligten verwirklichen zu können. 40 Jahre Behandlung mit allerlei „Heilmitteln“ gegen die Varroamilbe sind endlich genug! Bruder Adam merkte in „Meine Betriebsweise“ (S. 64. 7. Auflage 2002) an: „Sobald man zu Heilmitteln greift, bedingt deren Gebrauch ständige Anwendung.“ Ein Wort, das aktueller nicht sein könnte! Er hat uns in seinen Schriften und Vorträgen aufgezeigt, wie Zucht auf Krankheitsfestigkeit mit Kombinationszucht und konsequenter Selektion funktioniert. Ich wünsche mir daher für unsere Bienen, dass wir uns auf den bewährten Zuchtweg Bruder Adams zurückbesinnen. Nur so werden wir unter Federführung der Zuchtorganisationen zusammen mit allen unseren Züchtern und allen beteiligten Partnern und Verbänden im Projekt unter Nutzung von Synergieeffekten eine Varroaresistenz für unsere Bienen erreichen!
Carsten Hupfer, Zuchtkoordinator der GdeB e.V.
Eine wichtige Veranstaltung, die das Potenzial hat eine wirkliche Veränderung für alle Imker zu bewirken. Wenn wir auf dieses gemeinsam festgelegte Ziel "Varroaresistenz bis 2033" hinarbeiten und alle, Imkerverbände, Bienenorganisationen und die Bieneninstitute, sich als gleichberechtigte Partner sehen, kann es erreicht werden. Pauls Vortrag hat den Teilnehmern gezeigt, dass eine Imkerei fast ohne Behandlung auch schon heute erfolgreich funktioniert. Nutzen wir die in den zwei Tagen gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse, um unser Projekt auf den Weg zu bringen.
Matthias Arndt, Zuchtkoordinator LV Buckfast Süd e.V.
Das Projekt Varroaresistenz 2033 nimmt konkrete Züge an. Dem Aufruf der GdeB an diesem ambitionierten Ziel mitzuwirken, sind erstaunlich viele gefolgt. Ich möchte hier fast sagen, eine historische Veranstaltung. Vertreter aus den Instituten und Verbänden, Vereinen und privaten Initiativen und das nicht nur aus Deutschland waren vertreten. Die Veranstaltung war bestens durch Tino Lorz und den Mitarbeitern von der Landesanstalt Veitshöchheim organisiert. Der Start nach den Impulsvorträgen gab den richtigen Schub für die drei gebildeten Arbeitsgruppen. Beim Abendbuffet im Foyer war noch genügend Raum für viele Diskussionen. Dass die GdeB diese hochkarätige Veranstaltung maßgeblich auf diesem hochkarätigen Niveau initiiert hat, ist außergewöhnlich. Ich freue mich, Teil dieser Gemeinschaft zu sein und Teil dieses Aufbruchs zu werden. Persönlich gratuliere ich Tino zu dieser über die Maßen gelungenen Veranstaltung.
Friedrich Karl Tiesler, Zuchtkoordinator des DIB e.V.:
Ich bin optimistisch. Ich glaube, mit Zusammenarbeit werden wir dieses Ziel erreichen.
Tino Lorz, 2. Vorsitzender der GdeB e.V.
Der zweite Schritt wird gemacht, nach den großen Fortschritten bei der Zucht einer varroaresistenten Biene in den letzten Jahren und der erfolgreichen Zusammenarbeit mit anderen Verbänden im Rahmen von Zuchtprojekten, ist nun der zweite Schritt notwendig, unsere Expertise der breiten Imkerschaft kundzutun und unbeachtet von Verbandsgrenzen und Vorbehalten alle Kollegen/innen mitzunehmen. Das größte aktuelle Problem in der Bienenhaltung ist lösbar, das „Handwerkszeug“ und das Wissen ist in der Züchterschaft vorhanden, jetzt müssen wir es noch anpacken und alle Kräfte für dieses Ziel aktivieren. Nach dem vielleicht wirklichen historischen Treffen in Veitshöchheim, heißt es nun, in die Hände spucken und weiter arbeiten!
von Tino Lorz