AGT Prüfertreffen

Über die Schulter geschaut

AGT Prüfertreffen

Um einen gemeinsamen Standard bei der Bewertung von Bienenvölkern im Zuge der Leistungsprüfung zu erreichen, trafen sich 19 Prüfer und Züchter am 28.04.2023 in Nordrach. Am Stand von Martin Hansmann befanden sich 13 Bienenvölker, die in diesem Jahr in der Leistungsprüfung stehen.

Nach einer kurzen Vorstellung ging es auch gleich an die Prüfarbeit.
Die Vorgehensweise und Bewertungskriterien wurden ausführlich von Leo Famulla und Bruno Binder-Köllhofer erklärt.
Damit bei der Arbeit an den Völkern alle Teilnehmer gut beobachten und mitmachen können, teilte sich die Menge in zwei Gruppen.
Während der Durchsicht der Völker wurde besprochen worauf geachtet werden muss und wie die Einzelheiten zu bewerten sind. Die Anzahl bienenbelagerter Waben und die Anzahl der Brutwaben wurden sogfältig erfasst. In allen Völkern fand sich ein schönes geschlossenes Brutbild, mit weniger als 10 % freier Zellen. Vorzugsweise sind die Arbeiten ohne Schutzkleidung und möglichst wenig Einsatz von Rauch durchzuführen. Sobald der Smoker benötigt wird, fällt die Bewertungszahl bei der Sanftmut. Um den Wabensitz zu bewerten wird eine Wabe mit ansitzenden Bienen für ein paar Minuten außerhalb der Beute abgestellt. Aufgrund der kühlen Witterung wurde darauf verzichtet und das Verhalten der Bienen auf der Wabe in der Hand bewertet.
Die vorangegangenen kalten und regnerischen Tage verhinderten, dass die Bienen Nektar an den umstehenden Obstbäumen sammeln konnten. So war die Situation wie überall in der Region: die Bienen waren auf Futterversorgung durch den Imker angewiesen. Mit Futterwaben und honiggefüllten Futtertaschen konnte sofort geholfen werden. An zwei Völkern waren zuvor 50 Brutzellen für den Nadeltest, zur Ermittlung der Ausräumrate, angestochen worden. Vorbildlich zeigten die braven Bienchen was sie können und überzeugten durch zügiges Ausräumen der beschädigten Brut.

Der Gastgeber hatte seinen Bienenstand mit den Prüfvölkern hervorragend präpariert. Schirme waren aufgestellt, damit der Regen nicht in die geöffneten Beuten topfte. Der Boden wurde eigens mit frischen Holzspänen ausgestreut, dass die Anwesenden im aufgeweichten Boden keine nassen Füße bekamen. So ließen sich dann auch Alle die angebotene Erfrischung mit Getränken und frischen Brezeln schmecken. Nach getaner Arbeit und einem Abschlussgespräch, gab es ein gemütliches Beisammensein im Klosterbräustüble.
Ein herzliches Dankeschön an Martin Hansmann und seine Frau!

Solche Treffen finden jährlich statt und sind notwendig, damit alle Prüfer einheitliche Bewertungsmaßstäbe bei der Arbeit an Völkern zu haben. Während der Bienensaison sollen bei den Prüfvölkern im ersten Leistungsjahr mindestens fünf Mal alle Werte ermittelt werden. Je öfter die Daten erfasst werden, desto klarer wird das Gesamtergebnis. Zusätzlich wird die Winterfestigkeit ermittelt, indem man die Anzahl bienenbesetzter Waben im Herbst des Vorjahres, durch die Anzahl der bienenbesetzen Waben im Frühjahr teilt. Die Frühjahrsentwicklung ergibt sich durch den Zeitpunkt der Erweiterung, insbesondere der Honigraumgabe.

Für die Varroatoleranzprüfung sollten drei Nadeltests durchgeführt werden. Es entstehen häufig recht unterschiedliche Werte bei den Ausräumraten, von denen der Durchschnittswert letztendlich entscheidet.
Ab Mitte/Ende Juni beginnt die Varroabefallsmessung im dreiwöchigen Rhythmus. Geeignet dafür sind die Puderzuckermethode und die Auswaschmethode. Für beides werden Bienen aus dem Honigraum oder von der Randwabe gefegt und in einen Probenbecher gefüllt. Das grammgenaue Gewicht der Probe wird festgehalten. Für die Auswaschmethode werden die Bienenproben eingefroren und in einem Glas mit Spülwasser, die Milben von den Bienen abgelöst. Mit Hilfe eines doppelten Honigsiebes, können die Bienen von den Milben getrennt werden. Die Milben lassen sich im Feinsieb auszählen.

Die Puderzuckermethode kann direkt am Stand durchgeführt werden und liefert sofort Ergebnisse. Die Bienenprobe wird auf gleiche Weise, wie zuvor beschrieben, gewonnen. Die Bienen werden nach dem Wiegen lebend in einen größeren Becher mit Siebdeckel gegeben und mit ca. drei Esslöffeln Puderzucker leicht geschüttelt. Die Milben lösen sich dabei von den Bienen und fallen mitsamt dem Puderzucker durch den Siebdeckel. Siebt man über eine weiße, mit Wasser gefüllte Schale, löst sich der Puderzucker auf und die Milben sind an der Wasseroberfläche sehr gut erkennbar.
Zusätzlich muss die Völksstärke und die Anzahl der Brutwaben überprüft werden. Schwankungen im Brutumfang wirken sich auf die Befallsmessung aus. Im Jahr 2022 war der Juli so heiß und trocken, dass viele Völker komplett aus der Brut gegangen sind und der Befallsgrad bei den Messungen ungewöhnlich hoch war. Nach dem Füttern sank der gemessene Varroabefall, weil die Milben wieder die Brut parasitierten.
Die Anzahl der Milben einer Probe, wird mit 10 multipliziert und durch das Gewicht der Bienenprobe geteilt. Das Ergebnis zeigt: Anzahl der Milben je 10 Gamm Bienen und entspricht dem prozentualen Milbenbefall des Volkes. Auf diese Weise kann der Prüfer den Anstieg des Varroabefalls bei jedem einzelnen Volk im Blick behalten und abschätzen ob und wann eine Varroabehandlung tatsächlich notwendig wird.
Bei sehr geringem Befall kann die Sommerbehandlung gänzlich entfallen.
Häufig sind nur einige der Prüfvölker Ende Juli/Anfang August mit unter vier Milben je 10 Gramm Bienen am Prüfstand und andere Völker müssen behandelt werden. In dem Fall ist es empfehlenswert, die Völker die ohne Behandlung auskommen, an einen separaten Stand zu bringen. Um einen unerwartet hohen Anstieg des Befalls oder eine Milbeninvasion von außen zu erkennen, wird die Befallsmessung alle drei Wochen bis in den Oktober wiederholt. Notfalls müssen sofortige Maßnahmen gegen die Varroa erfolgen.

Gegen Ende Oktober ist die Aufzucht der Winterbienen weitgehend abgeschlossen und die Milben können kaum noch Schaden anrichten. Optional ist eine Winterbehandlung im brutfreien Zustand möglich.

Die erhobenen Daten werden in Beebreed, einem Programm für Zuchtwertschätzung, eingegeben und verarbeitet. Im darauffolgenden Frühjahr erscheinen die Gesamtzuchtwerte der geprüften Königinnen. Die Ergebnisse sind ebenfalls in der Zuchtregistratur der AGT nachzulesen. Zur Bewertung der rassetypischen Merkmale werden Bienenproben von den potenziellen Zuchtmüttern zur Merkmalsuntersuchung geschickt.
Sind alle Werte der Zuchtwertschätzung in einem Bereich über 100, bedeutet das, dass die Königin über dem Durchschnitt liegt. Wenn dann die Befunde der Merkmalsuntersuchung eindeutig belegen, dass die Bienen rassetypisch sind, kann die Körung der Königin beim zuständigen Zuchtobmann beantragt werden. Damit ist die Selektion der Besten abgeschlossen.

Im zweiten Leistungsjahr kann von der gekörten Königin Zuchtstoff gewonnen werden, um die nächste Generation zu produzieren. Um dem Zuchtziel der Varroatoleranz näher zu kommen und die wertvollen Zuchtmerkmale zu erhalten, wird für die Anpaarung die bestmögliche Vaterlinie ausfindig gemacht. Auch hier ist das Programm Beebreed eine unverzichtbare Hilfe. Die zu erwartenden Gesamtzuchtwerte der jungen Königinnen, können in der Übersicht mit allen in Frage kommenden Belegstellen und Besamungsstellen vorab eingeschätzt werden.

Durch die Intensive Auslese und gezielte Anpaarung lassen sich die positiven Zuchtmerkmale weiter verstärken.
Eine gute imkerliche Praxis und Aufzucht der jungen Geschlechtstiere unter besten Bedingungen, ermöglichen zügigen Fortschritt in der Zuchtarbeit. Die langjährige Erfahrung der Züchter in der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht, wird im Projekt „Varroa 2033“ mit einfließen.

Roswitha Wildauer

 

von Social Media Team

Zurück zur Newsübersicht